Eine Woche nach dem Anschlag bei Moskau sind in Tadschikistan neun Männer festgenommen worden. Sie sollen Kontakt zu den Attentätern gehabt haben. Indes beharren die Behörden auf einer Verwicklung Kiews und präsentieren vermeintliche Geständnisse.
Im Zusammenhang mit dem Terroranschlag bei Moskau hat es laut Medienberichten auch in der zentralasiatischen Republik Tadschikistan Festnahmen gegeben. In einem Vorort der Hauptstadt Duschanbe seien neun Männer festgenommen worden, meldete die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti.
Die Verdächtigen sollen mutmaßlich Kontakt zu den Attentätern und der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) gehabt haben. Die Miliz hatte sich zu dem Anschlag bekannt. An der Festnahme waren dem Bericht zufolge auch russische Einsatzkräfte beteiligt. Ria Nowosti berief sich auf Sicherheitskreise.
Zusammenarbeit im Anti-Terror-Kampf
Bei dem Anschlag auf die Konzerthalle Crocus City Hall am vergangenen Freitagabend waren mehr als 140 Menschen ums Leben gekommen. Danach hatten der russische Präsident Wladimir Putin und sein tadschikischer Kollege Emomali Rachmon bei einem Telefonat laut Kreml eine engere Zusammenarbeit im Anti-Terror-Kampf vereinbart.
Rachmon verurteilte den Anschlag und sagte, dass Terror keine Nationalität und keine Religion habe. Tadschikistan, das an Afghanistan grenzt, gilt als Rückzugsort für islamistische Terroristen.
Putin beharrt auf ukrainischer Verwicklung
Kurz nach der Tat waren elf Personen festgenommen worden – darunter vier Männer aus Tadschikistan, die nach Darstellung der Ermittler mutmaßlich die Tat verübt hatten. Am Donnerstag verkündeten die russischen Ermittler die Festnahme einer weiteren Person, die verdächtigt wird, den Anschlag mitfinanziert zu haben. Daneben gab es weitere Festnahmen und Haftbefehle.
Putin hatte zwar bestätigt, dass Islamisten den Terroranschlag ausgeführt haben sollen, sprach aber auch von einer Spur in die Ukraine. Dort seien die Männer nach der Tat erwartet worden, sagte er.
Ermittler präsentieren vermeintliche Geständnisse
Ermittler präsentierten nun vermeintliche Geständnisse für die Behauptung Putins. Die Tatverdächtigen hätten ausgesagt, dass sie per Sprachnachrichten auf Telegram Anweisungen von einem Unbekannten erhalten hätten, teilte das russische Ermittlungskomitee mit. Dieser „Koordinator“ habe die Terroristen nach dem Anschlag in Richtung der ukrainischen Grenze gelenkt und ihnen eine Belohnung in Aussicht gestellt, die sie demnach in der ukrainischen Hauptstadt Kiew erhalten sollten, hieß es weiter.
Unabhängige russische Medien wiesen darauf hin, dass die festgenommenen Männer vor einigen Tagen teils schwer verletzt im Gerichtssaal auftauchten und höchstwahrscheinlich von russischen Sicherheitskräften gefoltert worden waren. Auch russische Menschenrechtler haben sich entsetzt gezeigt und darauf hingewiesen, dass unter Folter erzwungene Geständnisse kaum einen Wert hätten. Die Ukraine weist eine Verwicklung in den Anschlag zurück.
IS bestätigt Festnahme von „Soldaten des Kalifats“
Der IS bestätigte die Festnahme von vier IS-Mitgliedern in Russland, die für den Anschlag bei Moskau verantwortlich sein sollen. In einem in der Nacht zum Freitag erschienenen Beitrag der Wochenpublikation „Al-Nabaa“ hieß es, „vier Kämpfer, die Soldaten des Kalifats sind“, hätten am 22. März die Crocus City Hall attackiert.
Drei von ihnen hätten bei dem Angriff Maschinengewehre verwendet, der vierte habe den Auftrag gehabt, das Feuer zu legen. Danach habe es eine Verfolgungsjagd durch die russischen Kräfte zu Boden und aus der Luft gegeben und sie seien in einem Wald „umzingelt“ worden, hieß es weiter in dem im Onlinedienst Telegram veröffentlichten Beitrag. „Möge Gott sie aus ihrer Gefangenschaft befreien.“