Donnerstag, November 21, 2024
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„Jeder Druck hilft“

by Per Rosch
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Die Bundestagsvizepräsidentin fordert, iranische Sportfunktionäre zu suspendieren und Zahlungen einzufrieren. Das IOC hatte das Regime vergeblich um Gnade für den Karateka Mehdi Karami gebeten. 

Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt hat die internationalen Sportverbände aufgefordert, „iranische Sportfunktionäre, die die Werte des internationalen Sports nicht einhalten“ zu suspendieren und Zahlungen an sie einzufrieren. Die Grünen-Abgeordnete, die mit der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) eine Patenschaft für den von der iranischen Justiz zum Tode verurteilten Schwimmer Parham Parvari übernommen hat, sagte der F.A.Z., die internationale Sportgemeinschaft dürfe zum Mut protestierender Sportler in Iran nicht schweigen.

„Bei den Protesten im Iran steht auch der Sport mit im öffentlichen Fokus. Es gibt Sportlerinnen und Sportler, die sich unter hohem persönlichem Risiko mit den Protestierenden solidarisieren. Die internationale Sportgemeinschaft darf zu diesem Mut nicht schweigen. Die deutschen Funktionäre in den internationalen Sportverbänden müssen sicherstellen, dass iranische Sportlerinnen und Sportler bei internationalen Turnieren geschützt werden. Auch im Sport können Patenschaften für iranische Teams und Sportlerinnen und Sportler Öffentlichkeit schaffen.“

Parham Parvari, Landesmeister im Schwimmen, stammt aus Saqqez, der Heimatstadt von Dschina Mahsa Amini, deren Tod im Gewahrsam der iranischen Sittenwächter am 16. September die Proteste für Bürgerrechte und Freiheit ausgelöst haben. Parvari wurde am 3. Oktober festgenommen in Teheran, nach Darstellung der IGFM, als er auf dem Heimweg in einen Protest geriet.

Mannigfaltige Repressionen

Er wurde unter dem Vorwurf der „Kriegführung gegen Gott“ (Moharebeh) zum Tode verurteilt. Anfang Januar sei er in das Teheraner Großgefängnis verlegt worden, seine aktuelle Lage sei „leider unklar“, auch seine Familie erhalte keinen Zugang zu ihm. Katrin Göring-Eckardt forderte die iranische Regierung auf, das „Leben des jungen kurdisch-iranischen Athleten zu schützen und ihn sofort aus der Haft zu entlassen. Das gilt auch für die anderen willkürlich Verhafteten.“

Angesichts der mannigfaltigen Repressionen gegen iranische Sportler, die Sympathien für die Bürgerrechtsbewegung erkennen lassen oder sie aktiv unterstützen, forderte Göring-Eckardt Sanktionen durch die internationalen Sportverbände. „Das iranische Regime hat auch die iranischen Sportverbände unter Kontrolle. Sportfunktionäre, die die Werte des internationalen Sports nicht einhalten, müssen von den internationalen Sportverbänden suspendiert werden. Auch Zahlungen an sie sollten eingefroren werden. Jeder Druck hilft.“

Unabhängig vom aktuellen Geschehen lassen die Sportverbände der Islamischen Republik Iran ihre Sportlerinnen und Sportler gemäß der staatlichen Anti-Israel-Doktrin seit mehr als vierzig Jahren nicht gegen israelische Sportler antreten. Zudem unterliegen Frauen den Kleidervorschriften der Theokratie. Bei abweichendem Verhalten werden Frauen, die wie die Kletterin Elnaz Rekabi, die im Oktober zu den Asienmeisterschaften in Seoul ohne Kopftuch antrat, sofort unter Druck gesetzt.

IOC „extrem besorgt“

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) teilte unterdessen mit, sein Präsident Thomas Bach habe im Dezember gegenüber dem iranischen Revolutionsführer Ajatollah Ali Khamenei um Gnade für den Karateka Mohammad Mehdi Karami „und andere Mitglieder der olympischen Gemeinschaft“ gebeten. Bachs Gesuch wurde ignoriert. Karami wurde am 7. Januar im Alter von 22 Jahren erhängt. Ebenso war die iranische Justiz bereits im September 2020 verfahren, als der Ringer Navid Afkari trotz eines Gnadengesuchs des IOC-Präsidenten hingerichtet wurde.

Das IOC schrieb weiter, es sei angesichts der Lage in Iran „extrem besorgt“. Man „respektiere die Souveränität und Justiz eines jeden Landes, aber wenn eine Entscheidung Sportler betrifft, fühlen wir uns ihnen natürlich nah“. Man tue, was immer möglich sei innerhalb der Grenzen des eigenen Aufgabenbereichs. Irans NOK sei aufgefordert, „weiterhin sein Äußerstes“ zu tun. Ein Bericht des NOK sei angefordert, und: „Wir beobachten die Situation weiter sehr genau.“

Maximilian Klein, bei Athleten Deutschland für internationale Sportpolitik zuständig, wirft den internationalen Sportorganisationen vor, Menschenrechtsverletzung wie jene in Iran jahrelang geduldet zu haben. „Spätestens die grausame Hinrichtung des Ringers Navid Afkari vor über zwei Jahren verdeutlichte, dass das iranische Regime auch an Athletinnen und Athleten Exempel statuiert. Diese Tatenlosigkeit war und ist nicht hinnehmbar. Schon lange fordern wir einen Ausschluss Irans vom Weltsport. Sanktionen sollten sich gegen die politische Führung und die nationalen Verbände richten. Athletinnen und Athleten sollen nach Möglichkeit weiterhin unter neutraler Flagge starten dürfen und müssen geschützt werden.“, so Klein gegenüber der F.A.Z.

Es seien „nicht zuletzt“ staatliche Akteure, die Menschenrechte im Sport missachten und dessen Wertekanon beschädigen. Russland, China, Qatar, Belarus und Iran seien nur jüngere Beispiele: „Der Sport muss jetzt eine ehrliche Auseinandersetzung zu roten Linien und damit auch zu Sanktionskriterien im internationalen Sportsystem führen. Die Regierungen demokratisch verfasster Staaten sowie Sponsoren sind gefragt, eine solche Debatte einzufordern.“

Klein begrüßte ausdrücklich „die jüngeren Entwicklungen an der Schnittstelle zwischen Sport und Menschenrechten in der deutschen Sport- und Menschenrechtspolitik“. Es sei Wunsch von Athleten Deutschland, dass „die Verwirklichung der Menschenrechte im Sport Eingang in die wertegeleitete Außenpolitik Deutschlands“ finde.

Source : Frankfurter Allgemeine

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